Reise nach Amerika im Jahr 1761

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Teil 2: Die Nordsee

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Reise-Diarium der lieben Geschw. Nathanaels u. ihrer Gesellschaft von Zeist nach Pensilvanien vom 4ten May bis 23ten Oct. 1761.

Nachdem alle zu unserer Gesellschaft gehörigen Geschw. von Huth, Barby u. Ebersdorf in Zeist nach u. nach wohlbehalten angekommen, mit noch einigen Geschw. aus den beiden led. Chören der dasigen Gem. vermehrt worden waren, u. die 7 Wochen ihres Aufenthalts daselbst sowohl an dem seℓn. n Gnaden-Gang der Gem. participirt, als auch eine ausnehmende Liebe aller Geschw. genoßen hatten, so brach nach endlicher Abfertigung vom br. Joh. die ganze Gesellschaft, aus 47 Personen bestehend, u. zwar zuerst br. Nathanael mit den led. Brrn. d 4 ten May gegen Abend im Namen Jesu u. mit dem Segen der Gem. nach Amsterdam auf, wohin vor ein paar Tagen Geschw. Gammerns, Philipps u. Wahnerts mit noch 4 led. Brrn voraus gegangen waren, um so wohl bey der Einschiffung der sämmtℓ.n Bagage gegenwärtig zu seyn, als auch alles aufm Schiff zur möglichsten Bequemlichkeit der Geschw. in Ordnung zu bringen. Die Brr. Reichelt, Völker u. Herbst giengen mit bis England. Die Los. unseres Aufbruchs hieß: Sein Name wird an ihren Stirnen seyn. Bis Utrecht begleiteten uns der liebste Ignatius, Gneuss, Roger u. andre Brr, (die wir daselbst zum Abschied mit naßen Augen embrassirten, u. gegen 9 Uhr verließen. Wir hatten eine eigene Schuyte u. eine vergnügte Nacht-Reise.) Zu Amsterdam kamen wir

d 5t früh in der 5 t Stunde an mit der Los: Er wird behüten die füße seiner heiligen, Und mit ihnen als ein held durch die Welt, u. giengen, weil die Leute noch schliefen, ganz unobserviert Colonnen weise ins led. Brr. hauß. (Br. Nathanael gieng mit einigen Brrn ans Schiff, sich die daselbst gemachte Einrichtung anzusehen, u. was noch daran fehlen mögte, vollends zu besorgen.) Gegen Abend trafen von Zeist, in Begleitung des l. Joh u. Sw. Benignel, der Geschw. Gersdorfs u.

u. Br. Gneussens, auch bey uns ein unsre th. Anne Johanne, Geschw. Marschalls, Münsters, die Brr. Peter u. Langgaard nebst den led. Schwr., worunter die [D]örel Hoppin u. Maria Höhtin nur bis England mitgehen. Wir blieben die Nacht über alle in der Stadt, u. wurden von den Geschw. mit vieler herzlichkeit bewirtet.



d 6 ten gegen Mittag begaben wir uns mit der Los: Und sie werden durchbrechen; der Wolken, Luft u. Winden gibt Wege, Lauf u. Bahn, der wird schon Wege finden, am Boord des Schiffs, die freye Gunst genannt, welches der Capit. Fried. Willams führt, u. für uns alleine gemiethet war, u. um 1 Uhr giengen wir unter Segel. Unserliebster Johannes, Benignel, Geschw. Gersdorfs u. viele andere Amsterdamer Geschw., die uns mit ihrem Besuch am Boord erfreuet hatten, gingen wieder ans Land. Wir passirten nach einigen Stunden den Pampos, kriegten aber einen ziemℓ. starken N. Wind, so daß die Schwr. fast alle krank wurden. Wir übernachteten der Insel Workum gegen über.



d 7 t hieß die Los: Er macht im Meer Wege u. imstarcken Waßer Bahn. Wollts Gott, wohin man fahre. Wir hatten seit gestern contrairen Wind, der aber heute Vormitt. favorable wurde, so daß wir hübsch avancirten.



d 8 t erreichten wir Vormittags Texel, Sahen der Wind wurde contrair. Wir lavirten bis Helters, sahen aber keine Möglichkeit zum Loch hinauszu kommen, u. wolten gegen Abend daselbst vor Anker gehen. In einem Moment aber, als wir im Begriff waren, den Anker fallen zu laßen, wurde der Wind günstig, u. wir liefen in die Nord-See hinaus mit der Los: Sie gehen, wohin der Wind steht; geht, ihr geht nicht fehl. Wir dankten unserm guten HErrn für seine sonderbare hülfe; denn wem Texel bekannt ist, der weiß, was es ist, da zu liegen u. auf Wind warten



d 9 t gedachten wir mit empfindℓ. gerührten herzen an den Vorgang in Huth heute vorm Jahr u. reimten unserm HErrn in der Stille manch

manch Jährlein vor. Wir passirten gegen Abend ein Engℓ. Kriegs-Schiff.(Man fragte uns, woher u. wohin ? Ob wir nicht einen französ. Kaper gesehen? u. wünschte uns eine glückℓ. Reise.)



d 10 t - Als am Pfingst-Feste erblickten wir beym Aufstehen die Engl. Küste. die Los. hieß: die Völker werden sie annehmen, u. bringen an ihren Ort. Wir begiengen Nachmitt. unter einem seℓ. Geistes Wesen das heutige Fest mit dem Te Matrem, u. freueten uns kindℓ. der theuren Pfingst-Gabe unsers Einig-Geliebten.



d 11t kam zu Mittag ein Accis-Bedienter mit noch einigen Leuten an Boord, die alles, was dem Capit. u. Matrosen gehört, durchstenckerten; unsre Sachen aber auf die Nachricht, daß wir Colonisten vor America wären, unberührt ließen. Einen solchen Besuch hatten wir heute noch einige mal. Wir erreichten abends Gravesand, bekamen hier gewöhnℓrmaßen 2 Zollbedienten am Boord, u. legten im Stück weiter vor Anker. Als sich die Matrosen sowohl als der Capit. theils niedrgelegt, theils drunten was zu verrichten hatten, u. niemand mehr auf der decke war, kam ein großes Schiff in vollen Segeln auf uns zu, u. weil unser Top-Segel, vermuthℓ. aus Vergeßenheit, nicht eingezogen war, so dachten sie, wir segelten noch, u. würden ihnen ausweichen; Als sie aber näher kamen, wurden sie erst gewahr, daß wir stille lagen, konten aber ihr Schiff nicht mehr drehen, u. würden das unsrige ohnfehlbar zerschmettert haben, wenn nicht unser Capit. über dem Geschrey heraufgekommen wäre, unds Schiff noch zur Noth gelenckt hätte.



d 12t erreichten wir Nachmitt. durchs Laviren Blackwall, wo Br. Marschall mit noch 4 led. Brrn ans Land stieg, den Geschw. in London unsre Ankunft zu rapportiren. Br. Brodersen u. noch einige Lon-

Londonsche led. Brr. kamen uns sogleich herzℓ. bewillkommen, u. brachten unsre led. Brr. ins Lindsey-House. Br. Nathan. aber u. die übrigen Geschw. gingen mit der Freyen Gunst vollends bis an die Hope, selbige zu sehen; stießen aber unterwegs auf ein andres Amsterd. Schiff, welches nicht wenig beschädigt wurde, u. rannten eine Chaloupe übern haufen, doch ohne weitern Schaden. In Lindsey-House grüßte sich Abends voll Freude u. Dankbarkeit für die angenehme u. geschwinde Fahrt das ganze Pilger-Gemeinlein mit dem Hymno: Es segne uns Gott, unser Gott p. u. gieng drauf in Jesu Arme zur Ruhe. Hier erfuhren wir, daß Br. Jacobsen noch keine Ladung hatte, u. wir also 5-6 Wochen warten würden; In einigen Tagen aber wurden ihm ganz unerwartet Königℓ. Güter nach New-York zu bringen angeboten, welche er auch acceptirte. Die wenigen Tage unsers Aufenthalts in Lindseyhouse verbrachten wir sodann in seℓr Unterredung mit unserm ℓ HErrn über unsre gegenwärtige u. künftige Umstände; u. hatten d 24t früh abermals das Vergnügen, unsern so sehnℓ. erwarteten Joh. mit sr. ℓ. Gesellschaft in unsrer Mitte zärtℓ. zu bewillkommen, u. Abends eine gesalbte Rede über die heutige Los:, deren Anfang u. Ende in Erinnerung der von unserem seℓ. Papa in diesem ℓ. Hause so oft gehaltenen seℓn Gelegenheiten mit naßen Augen geschehn, von ihm zu hören.

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