Reise nach Amerika im Jahr 1761

🠔 Teil 3 Übersicht 🠖

Teil 4: Der Atlantik und Nordamerika

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9.8.1761 10.8.1761 11.8.1761 12.8.1761 13.8.1761 15.8.1761 16.8.1761 17.8.1761 18.8.1761 19.8.1761 20.8.1761 21.8.1761 24.8.1761 25.8.1761 26.8.1761 27.8.1761 28.8.1761 29.8.1761 30.8.1761 1.9.1761 2.9.1761 3.9.1761 4.9.1761 5.9.1761 6.-7.9.1761 8.9.1761 9.-10.9.1761 12.9.1761 13.9.1761 14.9.1761 15.9.1761 16.9.1761 17.9.1761 18.9.1761 19.9.1761 20.-21.9.1761 22.9.1761 23.9.1761 24.9.1761 25.9.1761 26.9.1761 27.9.1761 28.9.1761 29.9.1761 30.9.1761 1.10.1761 2.10.1761 3.10.1761 4.10.1761 6.10.1761 7.10.1761 8.10.1761 9.10.1761 10.10.1761 11.10.1761 12.10.1761 13.10.1761 14.10.1761 15.10.1761 16.10.1761 17.10.1761 18.10.1761 19.-20.10.1761 21.-22.10.1761 23.10.1761


d. 9ten Unsre erste Los. auf der See, die wie man hört, wegen der vielen Kapereyen sonderℓ. in den Americanischen Gegenden im ganzen Kriege nicht so unsicher gewesen seyn soll als jetzo, hieß: Er

Er wird mir Friede schaffen, Friede wird Er mir dennoch schaffen. Wir avancierten heute so wie die vorige Nacht jede Stunde eine bis 1½ teutsche Meilen u. waren Abends schon 40 Meilen in der See; viele Geschw. aber wurden krank.



d. 10ten praesentierte sich ein schöner Gnaden-Bogen über unserm Schiff. Der Schw. Münsterin brachten die Schw. früh einen niedℓ. Morgen-Gruß zu ihrem heutigen Geb. Tag, u. in der Singstde wurde sie von allen Geschw. ihrem Herzens-Freunde zum segnen empfohlen. Wir lasen zu Mittag aus der 1ten Beylage, u. hatten das Vergnügen unsere kranken Geschw. wieder munter zu sehen.



d. 11ten fingen wir an die schöne Marter-Woche zu lesen. Ach was sind in unsers Mannes Leiden doch für unschätzbare Seelen-Weiden. Der Wind wurde ziemlℓ. schwach, und wir mussten auf einige zurück bleibende Schiffe warten, welches, weil es fast täglich vorgekommen, unsre Reise sehr verlängert hat



d. 12ten früh entdeckte man von fernen einen feindl. Privateer. Der Unter-Commodor welcher auf dem Schiff, das unsre Brr. nach LabbLabrador brachte, als Steuermann diente, u. nun ein Schiff von 20 Canonen commandiert, muste Jagd auf ihn machen, u. sezte ihm einige Stunden nach, konnte ihn aber nicht mehr einholen. Die heutige Lection von der simplen Geschicht, wie Er verschieden ist, machte unsre Augen naß.



d. 13ten Vormittags um 9 fand sich ein dicker Nebel ein, u. eine Stunde drauf mit einem mal ein solcher heftiger N. Wind, so daß die ganze Flotte, weil sich niemand so was so plözℓ. vermuthet hatte, in Confusion kam; der Anblick war würckℓ. fürchterl., die See fing an zu wüten, ein Schiff ging hin, das andre her, das dritte legte bey, das 4te wurde vom Wind u. Wellen getrieben. Der Commodor ließ etliche Canonen-Schüße thun, damit die Flotte hören sollte, wo er wäre, aber niemand, als wer noch bey ihm war, hatte Nutzen davon. Wir kamen Gottlob bald in Ordnung, u. waren die nächsten beym Commodor, u. endℓ. kam die übrige Flotte auch ins Geschick. Nach ein paar

Stunden ließ die Heftigkeit des Windes nach, u. wir kriegten schönes Wetter und eine angenehme Fahrt, waren auch oft im Geist in der Gem. und wurden seligℓ. angeweht von der sanften Friedens-Luft, die sie unter dem Geren Ihres Eliha heute sacramentℓ. Zu empfinden hat.



d. 15ten War wieder den ganzen Tag außer dem contrairen Wind ein solcher Nebel, daß man kaum einen Flinten-Schuß weit sehen konnte. Der Commodor brauchte die Vorsichtigkeit, daß er alle Stunden eine Canone abfeuern ließ, um die Flotte beysammen zu halten. (Abends um 8 legten wir nach S.W. um, um nicht zu weit nach N. zu kommen) Die heutige Los. Der HErr stund bey mir; Und seine Seele geht immer mit mir um, ließ uns an seiner gnädigen Assistenz die Nacht hindurch, da der Nebel noch immer anhielt, keinen Zweifel haben.



d. 16ten früh hatte sich der entsetzliche Nebel, aber auch zugleich die halbe Flotte verloren, welches vermuthℓ. gestern Abend bey der Aenderung unseres Courses muß veranlaßet worden seyn, obgleich selbige bey einem 4maligen Canonen-Schuß geschahe. Wir beteten Vormitt. die Gem. Litaney unter einem ausnehmenden Wittern des Geistes der Gemeinschaft, und lasen Abends die Rede. Sie sollen sich alle erkennen, beide klein u. groß.



d. 17ten fanden sich wieder 8 von den verlorenen Schiffen ein; 38 aber blieben weg, obgleich der Unter-Commodor den gestrigen ganzen Tag hin u. her gekreuzt hatten. Der Wind war noch immer contrair, wir aber der Führung unsers Treuen kindlich ergeben, u. baten uns nach der heutigen Los. nur das zur Gnade von Ihm aus. Hab uns doch innig lieb.



d. 18ten kriegten wir guten Wind, u. machten die Stde etwa eine deutsche Meile. Wir lasen zu Mittag Gem. Nachrichten, und hatten Abends ein seℓ. Singstundgen.



d. 19ten bey Tages Anbruch wurde der Wind aus S. so heftig, daß

daß wir die meisten Segel einziehen musten, bey welcher Gelegenheit einer von unseren Schiff-Leuten vom Mast-Baum auf die Decke herunter fiel, und auf der D Stelle todt blieb, welcher Umstand uns keinen geringen Kummer machte. Der Wind wurde immer heftiger, so daß wir beylegen, und das Ruder anbinden musten. Wir sahen nicht weit von uns ein Schiff, welches die Noth-Flagge ausgestreckt hatte; es konnte ihm aber niemand zu Hilfe kommen. Zu Mittag legte sich zwar der Sturm, statt deßen aber fand sich wieder Nebel und Regen-Wetter ein, welches nun in die 8 Tage so abgewechselt hat, u. sonst um diese Tages-Zeit auf der See was ungewöhnliches ist. Gegen Abend wurde die Leiche des obgesagten Matrosen nach einer kurzen Anrede des Br. Münsters ans Schiff-Volk unter den Versen: O Jesu Christ erhör uns; Verbirg seine Seel aus Gnaden, in die Tiefe hinunter gelaßen, bey welchem Actu sonderℓ. das Schiffs-Volck sehr afficirt war. Er war von Geburt ein Schottländer, aus einer honetten Familie, erst 18 Jahr alt, und sonst ein artiger, wohlerzogener Mensch. Seine Mutter, eine Witwe, hatte ihm freygestellt, die Kaufmanschaft oder Navigation zu lernen; auf Zureden seiner Freunde erwehlte er lezteres und wurde dem Br. Jacobsen, von welchem seine Mutter so wohl als seine Freunde glaubten, daß er bey ihm am besten aufgehoben wäre, übergeben. Und diese war also seine erste Reiß, auf welcher ihn der Sünder-Freund aus weiser Ursachen dem Verderben, in welches er noch hätte hinein gerathen können, mit einem mal entzog.



d. 20ten war Vormittags Calm, während welchem Anstalten gemacht wurden, den Capit. des im gestrigen Sturm verunglückten Schiffs, das seines erlittenen Schadens ohngeachtet doch bis heute mitgesegelt war, aber um nun nicht wieder fort konnte, nebst dem Schiffs-Volck u. allem, was ihnen gehörte, auf andere Schiffe zu transportieren. So dann überließ man besagtes Schiff mit

allem, was drauf war, dem Wind und Wolken; doch hatte es noch, wie man observieren konnte, von dem u. jenem Schiff im Vorbeysegeln manchen hungrigen Besuch. Wir besangen Abends mit zerfloßenem Herzen, was der Freund für uns gethan, u. wünschten uns auf Lebens-Zeit das innerliche Sterb-Geläut. Efflavit Jesus animum. Nach der Singstde ließ sich ein starcker Nord-Schein sehen, der anfängℓ. von einem halben Creyß gleich einem Regenbogen umgeben war, und seine Strahlen Recht majestaetisch von sich warf.



d. 21ten wurde zu Mittag Br. Hoyers Bericht von der Diaspora in Hollstein u. Jüttland als auch das Copenhagensche Diar. aus der Beylage mit Vergnügen gelesen. Gegen Abend kriegten wir einen starken S.W. mit Nebel u. Regen; nach einer Stunde ging er plözlich nach N.W. u. wir musten auf gegebenes Signal unsern Cours ändern, wobey wir einen abermaligen Beweiß der treuen Behütung unsers himmlischen Vaters u. die pünktliche Erfüllung der Collecte zur heutigen Los. Dis Kind soll unverletzet seyn, erfuhren, indem wir beym Anlegen da es schon ganz finster war, an ein ander Schiff so nahe geriethen, daß wir alle Augenblick vermutheten, von der Gewalt des Windes und der Wellen auf einander geschmißen zu werden; Er war aber für allen Schaden gut, und brachte uns wieder aus einander.



d. 24ten hatten wir einen noch härtern Sturm aus S.W. der sich früh um 4 Uhr anfing, u. gegen Mittag am stärksten war. Wir musten beylegen, die See war dabey anzusehen, als wenn die Berge im Winter mit Schnee und Reif bedeckt sind. Der Wind ging zu Mittag nach N.W. wurde in etwas schwächer, gegen Abend aber wieder heftig, und dauerte so die Nacht hindurch. Wir hielten uns dabey an den, wir nicht sehen, als sähen wir Ihn, konnten aber die Nacht vor Bewegung des Schiffs kein Auge zuthun.



d. 25ten war die See noch ziemℓ. wild u. der Wind hart, welches noch auszustehen ist, so lange man segelt, aber desto schlimmer, wenn

wenn man stille liegt, wie wir den ganzen Vormittag, weiß nicht aus was Ursachen thun musten.



d. 26ten that ein Schiff von der Flotte, welches noch nicht weit zurücke war, einen Canonen-Schuß; die Flotte muste halt machen, u. der Unter-Commodor wurde hin commandiert; Er brachte aber zwar besagtes Schiff mit, nichts destoweniger musten wir den ganzen Tag beyliegen, ohne zu wißen warum. Das beste war, daß wir wieder einmal schönes Wetter hatten, u. uns an einer Lection Gemein-Nachrichten u. einer Singstde was zu gute thun konnten. Gegen Abend stieg ein dickes Gewölke am ganzen Horizont auf, fing auch stark an zu blitzen, so daß wir nicht anders als ein hartes Wetter vermuthen konnten, weswegen auch die obersten Mäste herunter genommen, und andere Anstalten vorgekehrt wurden. Es blieb aber bey harten Windstößen.



d. 27ten war früh abermals ein ungestümes Wetter mit starkem Regen. Die Witterung wurde Nachmittag zwar freundlicher; weil aber der Commodor was an seinem Schiffe zu reparieren hatte, so gings auch heute nicht weit vom Fleck.



d. 28ten gedachten wir bey der heutigen Los. Die Tage deines Leides sollen ein Ende haben u. gehen an die Freuden, gar ofte an unsre deutsche Gemeinen bey den gegenwärtigen critischen Zeiten, wünschten aber auch dabey, die Verheißung derselben an uns in Ansehnung unserer Reiße, indem wir fast lauter contrairen Wind haben, erfüllt zu sehen. Zu Mittag hatten wir eine schöne Lection aus der Oster-Woche, u. Abends die Liturgie zum Haupt voll Blut u. Wunden, nachdem Br. Nathan vorher zu unserer unbeschreibℓ. Freude bekannt gemacht, daß wir Morgen in Gemeinschaft mit der Gem. u. sonderℓ. mit den led. Brr. die ihr Fest feyern würden das h. Sacrament haben würden.



d. 29ten nahten sich gleich frühe die led. Brr. zu ihrem Chor-Aeltesten, dem Einigen jungfräuℓ. Mann, ließen sich von seiner durchgrabenen Hand absolviren, und gaben Ihm unter einem seℓ. Gefühl der Gemeinschaft mit ihren Chor Verwandten Herz u. Hände, nicht nur Seine treuen Jünglinge zu seyn, sondern auch Geist u. Seel u. Glieder willig herzuleihn, Jesum zu erfreun. Als sie mit ihrem

Morgensegen fertig waren, ging Br. Münster ihnen zu ihrem Fest gratulieren, und schob ganz unvermerckt die Thüre zu der Schww. Cabine weg, wohinter sich die Tages Los. sehr schön geschrieben und ausgezieret praesentierte, welches eine eigene Fest-Freude verursachte, zumal auf der See, wo man sich so was nicht vermuthet hatte. Dieß Freude wurde noch durch die fröhliche Botschaft vermehrt, daß sich der Wind zu unserm Faveur gedreht hatte. Ueberhaupt hat sich dieser Tag im innern und äußern besonders distinguirt, die See wurde stille, das Wetter angenehm, u. Sein freundliches Daseyn verrieth der heitere Blick aller Geschw. Abends setzte sich das durstige See-Gemeinlein hin, u. stillte sich im h. Sacrament am Manne Jesu Christ, u. die led. Brr. genoßen es zur Versiegelung ihres erwarteten Chor-Bruders, daß der Sinn des Lamms Sinn gleiche u. die Hütte seiner Leiche.



d. 30ten war Vormitt. eine sel. Com. Lit. u. Abends eine Lection aus den Londonschen Homilien. Wir lagen heute meist stille, weil der Commodor mit einigen Transport-Schiffen was vor hatte.



September

d. 1ten im Morgensegen gedachten die led. Brr. des Br. Stocks, und wünschten ihm zu seinem Jünger-Monat vielen Segen.



d. 2ten ließen sich die ersten Dolphinen sehen. Es ist ein charmanter Fisch, etwa 2 Ellen lang, hat einen grünen Leib, gelben Schwanz, u. ein paar himmelblaue Floß-Federn u. ist gut zu eßen. Sie können können halbe Stunden lang vorne ums Schiff herum gehen, u. geben, wenn es dunkel ist, einen hellen Glanz von sich. Die Schiffs-Leute versuchten welche zu fangen, kriegten aber keine. Hingegen holte einer von ihnen eine Schildkröte aus der See heraus, die zwar todt war, aber von den Geschw. ihres sonderbaren Harnisches wegen sehr bewundert wurde. Abends sangen wir Unschuldigs Gottes Lamm.



(d. 3ten seit gestern früh hörte zwar der anhaltende Calm auf, dennoch musten wir bis 4 Uhr Nachmittags abermals stille liegen. Wir lasen zu Mittag aus der 12ten Wache die Feyer des 25ten Merz von der verdienstℓn Menschwerdung unsers Schöpfers, dem einigen Object unserer Andacht, und besangen selbige Abends mit weichen Herzen.)



d. 4ten kriegten wie einen mäßigen östl. Wind, der eine allgemeine Freude erweckte, aber kaum 12 Stunden anhielt; Es regnete dabey so stark, daß wir etℓe. Fäßer füllen konnten. Abends war die Lit. O Haupt voll Blut und Wunden.



d. 5ten früh ließ sich ein fremdes Schiff sehen, welches sich aber wieder entfernte, so bald der Commodor drauf Segel machte. Wir hatten heute ziemℓ. hartes u. stürmisches Wetter, sonderℓ. gegen Abend.



d. 6ten u. 7ten hielt das harte Wetter unabläßig an; die See war dabey sehr unruhig und wir vermißten abermals einige Schiffe, so daß die Flotte, anstatt sie beym Auslaufen aus etℓ. 90 Segeln bestand, nun bis auf etℓ. 30 herunter gekommen ist. Abends ließ sich ein Luft-Zeichen gleich eines großen feurigen Ballens sehen.



d. 8ten nahmen 3 Brigantinen, die nach Neu Foundland gehen, von der Flotte Abschied, und bedanckten sich beym Commodor durch Aussteckung ihrer Flagge, dann denen er wieder ein gleiches that. Abends konnten wir nach einer Pause von 4 Tagen wieder eine Gelegenheit haben, u. sangen: Es segne uns Gott unser Gott.



d. 9ten u. 10ten waren wir schon im 40 Grad Latit., ob wir gleich durch beständig anhaltende contraire Winde in den 5 Wochen nicht viel über 1/3 unsrer Reise gemacht hatten. Gewiß ein Umstand, der uns schon manches Zährlein aus gepreßt. Aber das treueste Herz läßt uns dabey nicht ohne Trost, u. gibt uns sonderℓ. wenn wir gemeinschaftℓ. vor Ihm erscheinen, zu fühlen, daß Er sich zu uns u. unserer destination bekennt.



d. 12ten wehte der Wind aus N.O. Es war vor eine Freude! Die fliegenden Fische ließen sich Heerden-Weise sehen, welches gemeinigℓ. zu geschehen pflegt, wenn sie vom Dolphin verfolgt werden, da sie dann einen Saz aus dem Waßer heraus thun, und fliegen, so lange ihre Flügel naß sind, u. auf diese Weise entgehen sie ihrem Contrepart. Wir unterhielten uns heute mit Engℓ. u. Irrländischen Gem. Nachrichten, und sangen zum Beschluß der Woche das Epithalamium.



d. 13ten beteten wir Vormitt. die Kirchen-Litaney, u. lasen Abends die Londonsche Rede von der Herz charmirenden Geschichte der Sünderin, welche die Füße Jesu mit Thränen nezte, u. mit ihren Haaren abtrocknete. Wir fingen heute die ersten Fische, die zwar niemand zu nennen wuste, aber einen delicaten Geschmack hatten.



d. 14ten blieb uns der Commodor, ob er gleich so viele Segel führte, als er konnte, doch immer zurück, so daß wir wenig avancirten. Wir konnten nicht

hinter die Ursache seines Zurückbleibens kommen, bis wir durch ein Perspectiv gewahr wurden, daß er ein großes Transports-Schiff, welches Schaden muß gelitten haben, an einem Thau nachschleppte. Sonst war eine ungemein schöne, aber dabey sehr heiße u. so feuchte Witterung, daß einem die Kleider am Leibe wie naß wurden.



(d. 15ten ging abermals ein fremdes Schiff vorbey; man bemerkte aber an der beiderseitigen Begrüßung, daß es kein feindliches war. Wir beschloßen heute die gesegnete Lection der 13ten Woche des Gem. Hauß-Diarie, u. sangen Abends: Der Gott von unserm Bunde p)



d. 16ten küßten wir unsern ls. Aeltesten im Geist demüthigst die Hand, lasen zu Mittag die von unserm sel. Papa A. 46 in Mborn gehaltene Rede vom Aeltesten Amt des Hlds, und sangen Abends: Mit einem zarten Sehnen p. Br. Nathan fuhr fort: Hörst dus Aeltester du incomparabler - Sind in Ost-Süd- Ost u. West u. Süd u. Norden über Einem Haupte Eins geworden p. Jesus ist kein Special, sondern beider Welten und der Kirche General p. worauf Br. Jacobsen den Geschw. zu ihrer nunmehrigen Ankunft in America, da wir heute dr der Ausrechnung nach den halben Weg zurück gelegt haben, gratulierte, welcher sehnℓ. erwünschte Gruß zur Freude u. Dankbarkeit wie leicht zu erachten, ungemein reizte; Wir replicirten: Es geh uns allen wohl - in Europa drüben, bis an den Norder-Pol, in Indien hierüben p. u. empfingen uns unter einander im neuen Welt-Theil mit einem zärtlichen Kuß.



d. 17ten ließ sich der Haye, ein Raub-Fisch, bey Calm u. hellen Sonnenschein lange um unser Schiff herum sehen. Er war wol mehr als 10 Fuß lang, und hatte seine Pilots bey sich, welche kleine Fische sind, und darum Pilots genannt werden, weil sich der Haye ihrer Anführung bedient, da er sonst seiner Tummheit wegen seine Nahrung nicht zu finden weiß. Der Wind wurde favorable. Nachmittags begingen wir mit frohem Muth das erste L.M. in America, welches Br. Jacobsen zur Bezeugung seiner Freude angestellt hatte.



d. 18ten hatten sich in der Nacht 5 von den vermißten Schiffen wieder zur Flotte gefunden. Ein niedliches amusement machte uns heute eine Menge schöne Fische, die ein eigenes Vergnügen darin zu finden schienen daß sie uns den ganzen Tag das Geleite gaben. Wir lasen zu Mittag Gem. Nachrichten, u. besangen Abends das adorable Haupt voll Blut und Wunden.



d. 19ten gedachten wir dankbarℓ. an die mächtige Erhaltung unsers lieben

lieben Nathanaels u. seiner Reise Gesellschaft heute vor 11 Jahren und dem entsetzℓn Orcan, wobey die Irene ihre Mäste verlor. Ein Ney- Newyorker Capt. Namens Davids gab Nachmitt. unsern Br. Jacobsen eine kurze Visite.



d. 20ten u. 21ten war Calm bis heute gegen Abend, da der Wind aus N.O. zu wehen anfing. Wir befanden durch die Mittags-Observation, daß wir die 24 Stunden bey nahe einen Grad südlicher getrieben waren, woraus zu schließen ist, daß in dieser Gegend ein starker Strom seyn muß.



d. 22ten entstund Nachmitt. auf einmal ein gräßliches Feuer auf einem Schiffe, welches aber Gottlob! bald gelöscht wurde. Gegen Abend jagte der Unter=Commodor abermals einem fremden Schiffe nach, aber ohne Effect, weil die Nacht einfiel. Sonst hatten wir noch günstigen Wind, angenehmes Wetter u. unsre Herzen fühlten Seines Daseyns Sabbaths-Stnd.



d. 23ten waren wir auf der Höhe von den Bänken von N. foundland; absolvirten die gesegnete Lection der 14ten Woche u. sangen Abends: Unschuldigs Gottes-Lamm.



d. 24ten konten wir uns von gestern Nachmitt. an, bis heute Mittag des schönen Windes wenig bedienen, bis ein sehr weit zurück gebliebenes Schiff nachkam, welchem der Comodor so dann ein Tau reichte u. nach sich zog. Wir fingen an die 6te Beylage zu lesen, u. besangen Abends die Herz-brechende Marter Schöne des Schönsten aller Menschen-Söhnen.



d. 25ten gedachten die in unsrer Gesellschaft befindlichen l. Exulanten ihres Ausgangs aus Neusalze heute vor 2 Jahren, sezten sich apart zusammen u. hielten mit dankbarem Herzen für die wundervolle Errettung aus den grausamen Händen ein fröhliches L.M. mit einander. Wir fingen heute den ersten Dolphin, an dem, ob er gleich nur klein war, doch alle participiren musten. Abends nach der Lit. zum Haupt voll Blut u. Wunden machte Br. Nathan gewöhnlicher maßen die morgende Communion bekannt.



d. 26ten kamen uns die ersten Land-Vögel entgegen. Ihr Anblick war uns was erfreuliches. Abends wurden wir des hohen Guts im h. Sacrament zur kräftigsten Stärkung Leibes u. der Seele abermals theilhaftig.



d. 27ten war früh die Comun:Lit. Der Wind wurde ganz contrair. Wir dankten indeßen unserm besten HErrn, daß wir in den 8 Tagen 200 deutsche Meilen zurück ge gelegt hatten. Abends lasen wir die Londonsche Rede: Daran haben wir erkannt die Liebe, daß Er sein Leben für uns gelaßen hat.



(d. 28ten wurden die Diaria der deutschen Gem. von Mon. Febr. a. c. gelesen. Wir hatten heute u. den folgenden ganzen Tag Calm. Abends hielt Br. Münster die Singstde.)



d. 29ten stattete Br. Jacobsen bey oberwehnten Capt. Davids eine Gegen-Visite ab. Weil heute das Engel-Fest war, so sangen wir Abends Ihr selgen Schaaren p und bedankten uns gar schön bey ihnen für ihre auf unserer ganzen bisherigen Reise zu Land und See geleisteten treue Dienste.



d. 30ten wurde zum Vergnügen Diaspora Nachrichten gelesen, u. dieser Monat Abends mit einer Singstde beschloßen.



October

d.1ten gedachten die led. Brr. im Morgensegen ihres l. Abr. Taylors mit herzℓ. Segens-Wünschen zu seinem Jünger-Amt. Der Wind war noch ganz contrair, bis gegen Mittag, da er in einem Moment aus N.O. stark zu wehen anfing. Artig war es, daß wir den Schiffen, die hinter uns waren eine halbe Stunde mit gutem Wind segeln und einen anderen Cours gehen sehen musten, bis endℓ. auch der Wind auch an uns gelangte. In der Nacht hätten wir die größte Gefahr laufen können, indem der Commodor ganz ungewöhnlicher Weise beylegte. Wir waren ihm zunächst, u. musten ein gleiches thun, konten uns aber mit genauer Noth, indem es fast fast finster war, und der Wind hart wehte, der andern Schiffe erwehren. Ein Umstand, dabey viele Schiffe einander leicht hätten zu Grunde bohren können, wenn der treue Hüter nicht gewacht hätte.



d. 2ten gab der heutige Jahrestag unsers liebsten Nathanaels Anlaß zu einem distinguirten Freudentag. Der Chorus Musicus brachte ihm u. dem Br. Dencke der seinen Geb. Tag zugℓ. mit feyerte, frühe Morgens eine niedℓ. Music, deren Text aus der heutigen Los. die sich des Br. Nath. Bette gegen über an der Wand praesentirte, genommen war. Nachher frühstückten sämtℓ. Arbeiter mit ihm in der Cabine. Nachmitt. hatten alle Geschw. vergnügℓe. Agapen, wobey ein vom Br. Langgaard auf Br. Nathan verfertigtes, und sich sonderℓ. auf unsre niedℓ. Schiffs-Oeconomie beziehendes Lied gelesen wurde, u. Abends den Kelch der Verbindung unter mercklichen Liebes-Wehen.



d. 3ten nahmen wir wahr, daß sich die Farbe des Waßers geändert hatte, kannten aber nicht die Gegend, u. musten daher gegen Abend unsern Cours ändern.



d. 4ten beteten wir Vormitt. die Litaney u. lasen Abends die Londonsche Rede: Findet ihr meinen Freund, so saget Ihm, daß ich p. Wir kriegten Abends Calm der auch den folgenden Tag anhielte.



d. 6ten fanden wir, daß wir seit gestern beynahe 40 deutsche Meilen zuweit getrieben waren, welches



d 7ten bey contrairen Winde auch geschahe. Bey dem oftmaligen Umlegen in der Nacht hatten sich wieder etℓ. Schiffe verloren.



d. 8ten erfuhr man durch ein von Boston kommendes Schiff, daß es an der Küste

Küste von N. York wegen der vielen französischen Privateers sehr unsicher sey, u. daß dieses Schiff nur so davon gekommen, ein anders aber, das mit ihm ging, weggenommen worden wäre.



(d. 9ten hörte das angenehme Wetter, das wir fast den ganzen vorigen Monat hindurch bis jetzo gehabt hatten, auf. Wir kriegten aber noch diesen Abend guten Wind.)



d. 10ten konnten wir aus dem Cours, den der Commodor, des schönen Windes ohngeachtet nahm, nicht anders schließen, als daß seine Calculation in der Longitude zu Ende seyn müste, u. in der Latit. einzubringen suchte, was wir zu weit südl. gekommen waren. Ein Land-Vogel von der Gr größe einer Gans nahm seine Zuflucht zu unserm Schiff, und ruhte auf dem Mast ein wenig aus.



d 11ten als den 20ten ☉ auf dem Schiff beteten wir Abends unter fühlbarem Naheseyn der Gottes-Familie die Kirchen-Litaney.



d.12ten wurde einigemal Grund gesucht, aber vergebens. Unser schöner Wochen-Vorrath, der uns auf unserer See-Reise so unvergleichℓ. wohl gethan, ging heute just zu Ende. Wir kriegten gegen Abend hartes Wetter, welches die ganze Nacht währte. Unser wachsamer Capit. der immer sein Haupt-Augenmerk seyn läßt, der Convoy so nahe als mögℓ. zu folgen, reussirte auch diese Nacht hierinn. Der Wind war verwünscht, und die gute Hofnung war in ihrem schnellen Lauf kaum zu beäugen[?].



d. 13ten früh fanden wir die Flotte bis auf 9 Schiffe reducirt.



d 14ten war wieder hartes Wetter. Wir warfen abermals das Lot, aber ohne Grund zu finden, und waren noch dazu wieder Vermuthen 1½ Grad südlicher gekommen.



d 15ten waren wir nicht wenig verlegen, daß, da wir unsrer Rechnung nach schon vor 4 Tagen hätten Land sehen sollen, wir noch nicht einmal Grund finden konnten. Zu unserm Trost aber erfuhren wir gegen Abend durch ein nach West-Indien gehendes Schiffgen, daß wir Long-Eyland 28 deutsche Meilen zur Rechten hätten. Unser Herz freuete sich, daß Er so gerne hilft (:Tagen Los.:) Eine andere Kinder-Freude machte uns ein charmantes Vögelgen, kaum so groß als ein Schnee-König, dems um ein Nestgen, war, um eins im träugen[?], welches wir ihm auch in der Cabine vergönnten, u. solches als eine Bestätigung der vom besagten Schiffe gegebenen Nachricht ansahen. Die Freude am HErrn war Abends der Text unserer Singstde.



d 16ten früh bestand die ganze Flotte nur noch aus den beiden Commodors der Hope u. der Hope ihrer Schwester, einem Schiff, welches Capit. Jacobsen wegen ihrer Gleichheit mit der Hope so wol in der Bau-Art als im segeln so zu nennen beliebt hat. Br. Nathan hielt Abends die Lit mit dem Hymno: Da Jesus an dem Kreuze stund p.



d. 17ten In der Nacht kriegten wir einen guten S.W. der uns zu unserm Nordlichen Cours sehr dienlich war, u. in der 10ten Stunde gab der Commodor durch seine Flagge zu erkennen, daß er Grund gefunden habe. Ey wie freueten wir uns! Ob wir gleich Abends nur noch 10 Faden Waßer hatten, so musten wir doch um der Nacht willen wieder vom Lande abhalten, da unser guter

Nathan beym Umwenden leicht hätte großen Schaden nehmen können, indem er von einem Kloben so am Schlaf getroffen wurde, daß er sich eine Weile kaum besinnen konnte; man machte ihm gleich Umschläge, so daß es, Gottlob! bald besser wurde.



d.18ten beym Aufstehen erblickten wir Land zu unsrer unbeschreibℓ. Freude, u. in diesem Freuden-Gefühl embrassirten wir im Geiste unserm theuren u. innigst geliebten Joh. zu seinem Geb. Tag aufs zärtlichte, u. vereinigten im Morgensegen unsre Segens-Wünsche für Ihn zu seinem Principal, dein Formirer seiner Härlein; ihm heute auch in unserm armen Namen gar # zu thun. Abends in der 11ten Stde gingen wir unter Lob-Gesang vor Anker in Sandy-Hoock und



d. 19ten in den Hafen vor N. York hienein. Br. Gottlieb aus Bethlehem nebst noch einigen Brr. aus N. York kamen uns auf dem halben Weg entgegen, u. brachten uns einen zärtlichen Gruß mit von Geschw. Spangenbergs, welche unsre Ankunft in Nyork erwarteten, u. Geschw. Nathanaels, Marschalls, Münsters mit den übrigen Ehe-Paaren u. led. Schww. zu grüßen so gleich ans Land gingen. Die led. Brr. verblieben am Boord, u. hatten den Abend noch das Vergnügen, von dem l. Br. Joseph auf dem Schiffe zärtlichst bewillkommt zu werden.



d. 20ten speißte das ganze See-Gemeinlein mit Geschw. Spgbgs u. den Nyorkern Arbeitern unter einem sanften Friedens-Wehen im Gem. Hauß, und trat so dann



d. 21ten mit der Los. Du stellst meine Füße auf einen weiten Raum. So weit die liebe Sonne leuchtet, seine Reiße nach Bethlehem an, u. zwar vor heute Geschw. Nathan, Marschalls, Münsters in einer Colonne in Begleitung Geschw. Spgbs und Br. Gottliebs, und dann 17 led. Brr. In einer andern Colonne, denen folgten.



d. 22ten in 2 andern Colonnen die led. Schww. in Begleitung Geschw. Gammerns, Philipps, u. Wahnerts, und die übrigen led. Brr. welche Colonnen nach einander



d. 23ten u. folgende Tage danckbar, beschämt, vergnügt u. gesund in dem lieben Bethlehem eintrafen.



Wenn wir nun alles, was unser bester und treuester Freund vom Anfang bis zu Ende unserer Reiße an uns gethan, recapituliren, so kommt zu seinem Ruhme u. unserer Beschämung heraus, was in der Collecte zur Losung am 23ten huj. als die erste Colonne unserer Geschw. in Bethlehem eintraf, steht: Erhalten, Schützen ist Sein Thun, versorgen, ordnen, von wie nun: es sey schlecht oder wichtig, so ist Sein Zepter richtig.
Hallelujah.

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